Klausbernd Vollmar: Erinnern wir uns wirklich an das vorige Leben?

Klausalberd Vollmar diskutiert in seinem Artikel "Erinnern wir uns wirklich an das vorige Leben?" die Hintergründe verschiedener Reinkarnationstheorien. Der Traum vom vorigen Leben stehe - wie jeder Traum auch - komplementär zur Struktur des Alltagslebens - betont Vollmar. Erinnerungen an das vorige Leben seien immer nur als Vermutungen über das vorige Leben zu deuten. Nach Vollmar komme es bei der analytischen Psychotherapie zu zwei Phänomenen, die voneinander getrennt, aber in Einzelfällen auch gemischt auftreten könnten:

  1. "Es gibt den sicher und leicht hervorzurufenden Traum vom früheren Leben, auf den man sich meistens bezieht, wenn man vom vorigen Leben spricht."
  2. Extrem selten treten genuine Erinnerungen an ein vergangenes Leben auf."

Der Vergleich der Reinkarnationstherapie mit der Psychoanalyse oder der analytische Psychotherapie ergebe folgende Besonderheiten:

Vollmar wendet sich gegen diese Theorien. Für ihn sei es nicht unbedingt notwendig und sinnvoll, was für Ereignisse vor der Geburt stattgefunden hätte: " Für mich ist es demütig und weise anzunehmen, daß der Mensch aus dem Geheimnis kommt und wieder ins Geheimnis geht, statt dieses als Modell für das Jenseits zu entwickeln, worauf dann gleich eine Therapieform aufbaut." - meint Vollmar. Vor allem die Vorstellung des ewigen Lebens erscheint dem Autor zu eindimensional. Man kümmere sich zu wenig um das Wesen der Seele, "sondern einzig um deren hypothetisch angenomme Bewegung (Operationalisierung des Wesens der Seele in der Sprache der Verhaltenstherapie). Die Annahme, daß in der einzelnen Seele schon alle diese Bilder leben, ohne daß sie reale Eindrücke von anderen Leben sind, scheint mir nicht nur besser (eleganter und Ökonomischer) die Phänomene erklären zu können." argumentiert Vollmar

Die geeigneste therapeutische Technik im Sinne des Autors seien Traumprojektionen durch Regression. Der Patient werde in Trance versetzt und könne so seine psychischen Inhalte in ein "anderes" Universum projizieren. "Im Universum nebenan" herschten keine Begrenzungen und dieses andere Universum wirke sich wie ein Sog auf die im Bewußten bedrängten Seele aus. Die Psyche werde in einen Freiraum projiziert und müsse sich dort mit vorhandenem Material ausdrücken. Dies sei ähnlich wie der Projektionsvorgang im Traum. Die Träume vom früheren Leben spiegelten häufig die gleichen neurotischen Struktur wie im jetztigen Leben. Die psychische Struktur bliebe meist über fünf oder sechs erinnerte Leben erhalten. Vollmar betont, daß der Traum vom früheren Leben von früheren Leben analytisch oder therapeutisch zu bearbeiten sei, um das Material in Bewegung zu bringen. Dennoch: Der Blick auf frühere Leben dürfe nicht zu einer Flucht aus der Arbeit an den gegenwärtigen Problemen werden.

Für den Begriff Karma gibt Vollmar folgende Definition: "Karma kann als die persönliche Erfahrung des eigenen Denkens, Fühlens und Handelns angesehen werden. Jedes Tun modifiziert das bestehende Karma und das Karma selbst prägt die psychologische Struktur eines Lebens." Die Anwendung des Karma-Begriffs könne äußerst moralisch werden. Das Denken in Kategorien wie Reinkarnation und Seelenwanderung habe eine Tendenz zum Deterministischen. Diese starre Auslegung im Sinne einer Erbschuld oder Kollektivschuld lehnt Vollmar ab: "Beim Karma geht es ja keineswegs um Schuld und Sühne, sondern einzig umd die Erkenntnis, daß jegliches Tun Konsequenzen für einen selbst erzeugt."